Verhütung Stillzeit: Alles, was du beachten solltest

Verhütung Stillzeit
Credit: iStock/towfiqu ahamed

Die Geburt ist noch nicht lange her und etwas Zeit zu zweit scheint noch nie so weit entfernt zu sein wie jetzt. Doch schläft das Kleine mal oder macht einen Ausflug in den Park mit Omi, dann spricht doch auch nichts dagegen, die Auszeit optimal zu nutzen oder?

Doch beim Sex nach der Geburt gibt es einiges zu beachten. Vor allem in puncto Verhütung während der Stillzeit solltest du darauf achten, welche Methode du wählst, um eine erneute Schwangerschaft auszuschließen. Denn allen Gerüchten entgegen, ist das Stillen an sich ist keine verlässliche Verhütungsmethode. Alles zur Verhütung während des Stillens, die besten Verhütungsmethoden und ihr Pearl-Index und alle wichtigen Fragen zum Thema Sex nach der Geburt findest du hier.

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Kyra Piontek
Kyra Piontek

Ich bin Kyra, Journalistin, und schreibe am liebsten über alle Themen, die du dich nicht traust, deine Freundinnen zu fragen. Sex in der Schwangerschaft? Die richtige Intimpflege? I got you!

Das Wichtigste in Kürze

  • Stillen allein ist keine sichere Verhütungsmethode.
  • Auch wenige Wochen nach der Geburt kann bereits der erste Eisprung passieren, selbst wenn es noch keine Monatsblutung gab.
  • Während der Stillzeit solltest du auf Verhütungsmittel verzichten, die Einfluss auf die Muttermilch nehmen.

Wie sollte man in der Stillzeit verhüten?

Nicht jedes Paar wünscht sich direkt nach der Geburt ihres Kindes direkt das Nächste. Manche Frauen wollen sich von den körperlichen Strapazen der Schwangerschaft erholen und viele Paare möchten das neue Elterndasein erst mal genießen, bevor sich ein weiteres Baby auf den Weg macht. Oder vielleicht möchtest du auch einfach nur ein Kind haben.

Auch wenn du dein Kind stillst, solltest du, um eine erneute Schwangerschaft direkt nach der Geburt auszuschließen, eine wirksame Verhütungsmethode wählen. Es herrscht zwar das Gerücht, dass Frauen während der Stillzeit nicht schwanger werden können, da das Hormon Prolaktin sich auf die Funktion der Eierstöcke auswirkt, jedoch trifft das nur teilweise zu, und auch nur, wenn die Frau voll stillt. Um den Eisprung wirklich zu unterdrücken, müsste sie ihr Kind alle vier Stunden (auch in der Nacht) anlegen. Schon eine längere Stillpause kann den Prolaktin-Spiegel wieder sinken lassen und die Eierstöcke aktivieren.

Die Chancen, bei vollem Stillen vor der ersten Monatsblutung erneut schwanger zu werden, sind zwar gering, doch trotzdem möglich. Es empfiehlt sich also auch nach der Geburt ein Verhütungsmittel zu benutzen. Doch nicht jede Verhütungsmethode ist für stillende Frauen geeignet. Die Anforderungen: Sie muss einen sicheren Schutz bieten und darf gleichzeitig nicht die Milchproduktion oder die Milchqualität beeinträchtigen.

Welche Verhütung ist während der Stillzeit erlaubt?

Pille, Mini-Pille und Pille danach

Während der Stillzeit sind nicht alle Pillenpräparate zur Verhütung geeignet. Die Kombi-Pille sollte beim Stillen nicht verwendet werden, da die enthaltenen Östrogene die Milchproduktion reduzieren könnte und das Baby eine zu große Hormonmenge durch die Muttermilch aufnehmen könnte.

Anders ist das bei der Mini-Pille. Diese enthält nur das Hormon Gestagen, das niedriger dosiert ist als bei der Kombinationspille. Die Mini-Pille hat also keinen Einfluss auf die Muttermilchproduktion oder deren Zusammensetzung. Frühestens sechs Wochen nach der Geburt kann die Mini-Pille, die umgangssprachlich auch „Stillpille“ genannt wird, eingenommen werden und hat eine hohe Verhütungssicherheit.

In Notfall kann auch in der Stillzeit die Pille danach eingenommen werden. Hier gehen jedoch die enthaltenen Hormone in die Muttermilch über. Daher sollte direkt von der Einnahme gestillt oder abgepumpt werden. Achte auf den Beipackzettel: Enthält die Pille danach den Wirkstoff Levonorgestrel, sollte mindestens acht Stunden nicht gestillt werden. Bei dem Wirkstoff Ulipristalacetat ist es sogar mindestens eine Woche.

Vaginalring und Verhütungspflaster

Mit dem Vaginalring sollte während der Stillzeit nicht verhütet werden. Dieser enthält Hormone, die die Milchproduktion hemmen können und von dem Baby über die Muttermilch aufgenommen werden können.

Auch ein Verhütungspflaster ist nicht zu empfehlen. Dies enthält eine Kombination der Hormone Östrogen und Gestagen, die die Zusammensetzung der Muttermilch verändern können.

Spiralen

Während der Stillzeit können sowohl die Kupfer- als auch die Hormonspirale verwendet werden. Die Hormonspirale enthält wie die Mini-Pille nur das Hormon Gestagen und auch die Kupferspirale ist unbedenklich und hat keinen Einfluss auf die Milchproduktion oder -zusammensetzung.

Die Anpassung der Spirale sollte erst sechs bis acht Wochen nach der Geburt doch die Frauenärztin oder den Frauenarzt vorgenommen werden. Beachte jedoch hierbei, dass es sich um eine Verhütungsmethode mit langer Dauer handelt. Willst du nicht zu viel Abstand zwischen Kind eins und zwei, empfiehlt sich eine kurzzeitigere Methode.

Hormonimplantat/ Hormonstäbchen

Das Hormonstäbchen enthält nur das Hormon Gestagen, das zwar in geringer Menge in die Muttermilch übergeht, jedoch diese nicht in Menge und Qualität beeinflusst. Wird gestillt, sollte es aber erst frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt eingesetzt werden.

Dreimonatsspritze

Die Depot-Spritze oder Dreimonatsspritze hat keinen schädlichen Einfluss auf das Baby während der Stillzeit. Es enthält zwar das Hormon Gestagen, das sich jedoch nicht negativ auf die Muttermilch auswirkt. Wichtig ist aber, dass die Spritze erst ab sechs bis acht Wochen nach der Geburt verabreicht wird, da sonst Blutungen bei der Frau auftreten könnten oder die noch nicht ausgereifte Leber des Kindes beeinflusst werden könnte.

Kondom und Diaphragma

Barrieremethoden wie das Kondom oder das Diaphragma eignen sich hervorragend während der Stillzeit. Sie haben keinen Einfluss auf die Muttermilch und können dem Baby nicht schaden.

Gerade aus hygienischen Gründen empfiehlt es sich, nach der Geburt ein Kondom zu verwenden, um das Infektionsrisiko zu verringern. Hier hängt der Verhütungsschutz aber sehr stark von der konsequenten Verwendung der Verhütungsmittel ab.

Wurde das Diaphragma schon vor der Schwangerschaft verwendet, ist jedoch zu bedenken, dass dieses nach der Geburt von dem Arzt oder der Ärztin neu angepasst werden muss, da es meist nicht mehr passt. Ein neues Diaphragma sollte erst etwa drei Monate nach der Geburt und der Rückbildung von Gebärmutter und Gebärmutterhals angepasst werden.

Natürliche Verhütungsmethoden

Hast du bisher noch keine Erfahrungen mit natürlicher Empfängnisverhütung gemacht, solltest du während der Stillzeit auch besser nicht damit beginnen. Nach der Geburt ist es nicht wirklich vorhersehbar, wann sich der Zyklus und damit die fruchtbaren Tage wieder einstellen.

Natürliche Familienplanungsmethoden wie die Schleim- und Temperaturmethode sind in der Stillzeit also eher ungeeignet, es sei denn, du fühlst dich damit sicher und hast grundsätzlich kein Problem mit einer möglichen erneuten Schwangerschaft.

 

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Überblick: Was geht und was geht nicht?

Grundsätzlich geeignet

  • Mini-Pille
  • Pille danach (im Notfall und mit Stillpause)
  • Hormonspirale
  • Kupferspirale
  • Hormonimplantat
  • Dreimonatsspritze
  • Kondom
  • Diaphragma

Ungeeignet

  • Kombi-Pille
  • Vaginalring
  • Verhütungspflaster
  • Natürliche Verhütungsmethoden

Pearl-Index: Wie sicher sind die verschiedenen Verhütungsmethoden?

Der sogenannte Pearl-Index gibt an, wie sicher die verschiedenen Verhütungsmethoden sind. Gerechnet wird pro Methode mit 100 Frauen, die diese Methode verwenden. Ein Index von 1 % bedeutet beispielsweise, dass eine von 100 Frauen bei Verwendung der jeweiligen Methode trotz Verhütung schwanger geworden ist.

  • Keine Verhütung: 85 %

  • Pille: 0,5 %

  • Mini-Pille: 1 – 2 %

  • Pille danach: 2 %

  • Vaginalring: 0,9 %

  • Verhütungspflaster: 0,9 %

  • Hormonspirale: 0,2 %

  • Kupferspirale: 1 %

  • Hormonimplantat: 0,1 %

  • Dreimonatsspritze: 1 %

  • Kondom: 2 – 12 %

  • Diaphragma: 2,5 – 3 %

  • Kalendermethode: 20 %

  • Temperaturmessung: 2 %

  • Zervixschleimmethode: 15 %

  • Coitus Interruptus: 15 %

FAQ: Sex nach der Geburt

Ab wann ist Sex nach der Geburt erlaubt?

Wann genau ihr das erste Mal nach der Geburt miteinander schlaft, ist euch überlassen. Einige Paare haben schon nach wenigen Tagen wieder Lust, bei anderen kann es Wochen oder sogar Monate dauern. Es versteht sich jedoch von selbst, dass Geburtsverletzungen wie ein Dammriss erst mal abheilen sollten, bevor ihr loslegt. Das kann in den meisten Fällen bis zu fünf Wochen dauern.

Zu Beginn sollte auf jeden Fall ein Kondom getragen werden, um das Infektionsrisiko zu verringern. Der Wochenfluss, eine Mischung aus Blut und Wundsekret, stellt nämlich einen optimalen Nährboden für Keime dar und kleine Wunden können sich schneller entzünden.

Also: Ist die Lust da, liegen keine Geburtsverletzungen vor (ist jedoch meistens der Fall) und benutzt ihr ein Kondom, könnt ihr euch schon wenige Tage nach der Geburt wieder lieben.

Ab wann ist man nach der Geburt wieder fruchtbar?

Wann genau der erste Eisprung nach der Geburt passiert, ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Einen Einfluss auf den Eisprung nimmt das Stillen. Denn bei jedem Stillen wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das Milch produziert und gleichzeitig den Eisprung hemmt. Das ist jedoch nur der Fall, wenn voll gestillt, also wenn das Kind minimal alle vier Stunden angelegt wird. Die meisten Frauen, die voll stillen, bekommen ihre erste Monatsblutung erst nach dem Abstillen.

Wird nicht gestillt, haben viele Mütter schon 10 Wochen nach der Geburt wieder eine Menstruationsblutung. Da jedoch jede Frau einen anderen Hormonhaushalt hat, kann bei manchen schon etwa drei Wochen nach der Geburt der Eisprung stattfinden. Das bedeutet, dass einige schon vor der ersten Periode wieder befruchtet werden könnten. Blutung und Ovulation sind nicht unbedingt miteinander verbunden.

Wie sicher ist Stillen als Verhütungsmittel?

Allein das Stillen an sich ist keine sehr verlässliche Verhütungsmethode. Es stimmt zwar, dass durch das Stillen das Hormon Prolaktin ausgeschüttet wird, das den Eisprung zeitweise hemmt. Das Schlüsselwort ist hier jedoch „zeitweise“. Um einen dauerhaften Verhütungsschutz zu gewährleisten, müsstest du mindestens alle vier Stunden (auch nachts) dein Kind anlegen.

Aber auch in diesem Fall ist die Verhütungsmethode Stillen nicht besonders sicher. Wann nämlich wieder der erste Eisprung nach der Geburt stattfindet, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein. Regelblutung und Eisprung sind nicht unbedingt miteinander verbunden. So kannst du auch schwanger werden, wenn du voll stillst und noch keine Periode hattest. Welche Verhütungsmethoden sich für die Stillzeit eignen, haben wir dir weiter oben vorgestellt.

Fazit

Hast du gerade ein Kind bekommen und willst nicht gleich wieder schwanger werden? Dann solltest du nach der Geburt auf die richtige Verhütungsmethode setzen. Denn auch kurz nach der Geburt kann eine Frau wieder einen Eisprung haben, selbst wenn sie stillt.

Stillen allein ist kein effektives Verhütungsmittel. Besser eignen sich Methoden wie die Mini-Pille, Kondome oder das Hormonimplantat. Welche Verhütung während der Stillzeit generell empfohlen werden und welche ungeeignet sind, haben wir dir weiter oben erklärt.

Beim Sex nach der Geburt kommt es vor allem darauf an, auf eure Lust zu hören, stets mit der richtigen Verhütungsmethode sicher zu sein und auch dem Kind nicht zu schaden.

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